Stadt Esslingen am Neckar
Amt für Sozialwesen 11.06.2013
Sachbearbeiter:
Christian Bergmann; Klaus Wolfer
50/187/2013
V O R L A G E
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Ausschuss für Bildung, Erziehung und
Soziales
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19.06.2013
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Betreff:
Stadtteilbefragung
Zollberg
I. Antrag
Vom Ergebnis
der Stadtteilbefragung wird Kenntnis genommen
II. Haushaltsrechtliche Ermächtigung
Finanzielle Auswirkungen:
entfällt
Deckungsvorschlag:
Entfällt
III. Ressourcenverbrauch
Wird dem Antrag der Verwaltung zugestimmt, folgen
keine weiteren Aufwendungen oder Erträge. Kommende Haushaltsjahre werden nicht
durch zusätzlichen/neuen Ressourcenverbrauch belastet bzw. durch Einsparungen
entlastet.
IV. Begründung
Zielstellung
und Ablauf der Stadtteilbefragung
Das Projekt
MehrGenerationenWohnen Zollberg (MGW) und der Bürgerausschuss haben es sich zur
Aufgabe gemacht, das Gemeinwesen systematisch weiter zu entwickeln.[1]
Um weitere Anhaltspunkte für das weitere Vorgehen zu bekommen wurde in
Zusammenarbeit mit der Stadt Esslingen – vertreten durch das Haupt- und
Personalamt und das Amt für Sozialwesen – im Herbst 2012 eine schriftliche
Haushaltsbefragung durchgeführt. Das zentrale Ziel der Erhebung war, einen
repräsentativen Überblick über die Einschätzungen der Zollberger Bürgerinnen und Bürger über ihre Lebenslage zu
gewinnen. Darüber hinaus sind die positiven Potenziale als auch die möglichen
Verbesserungsbedarfe in folgenden Dimensionen erfasst worden:
- Nachbarschaft
- Wohnen und
-Wohnumfeld
- Infrastruktur
- Soziale Angebote
- Engagement und
Bürgerbeteiligung
Die Fragebögen
wurde nach den Sommerferien 2012 an 3094 Personenhaushalte mit Erwachsenen –
entsprechend des Melderegisters – versandt. Der Rücklauf lag bei 1053
Fragebögen. Das entspricht einer Rücklaufquote von 34 %. Viele Befragte zeigten
sich sehr erfreut über die Befragung und bedankten sich schriftlich oder
persönlich dafür.
Die erste
Auswertung der Erhebung wurde an den externen Dienstleister finep – forum für
internationale Entwicklung + planung, vergeben.
Folgende Ergebnisse - in konzentrierter Form - sind aus Sicht der
Stadtverwaltung besonders hervorzuheben.
Zentrale Ergebnisse der Befragung
Zufriedenheit: Die befragten Bürger auf dem Zollberg (N=1053) sind
zu 90 Prozent „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ mit dem Leben in ihrem
Stadtteil. Bei der Unterscheidung verschiedener Statusgruppen wird deutlich,
dass demographische Merkmale kaum Unterschiede hinsichtlich der Zufriedenheit
erkennen lassen (vgl. Abbildung 1, Beispiel Geschlecht: „0 %“ Abweichung vom
Gesamtdurchschnitt). Eine geringere Zufriedenheit fällt jedoch bei den
Altersgruppen der 18-30 und den 31-40 jährigen auf. Die durchschnittliche
Zufriedenheit von alleinerziehenden Haushalten ist deutlich geringer als bei
den anderen Familienformen.
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Abbildung 1: "Zufriedenheit mit der Wohn- und Lebensqualität im Stadtteil –
Abweichungen vom Durchschnitt für den Anteil „sehr gut“ + „gut“ und nach
soziodemographischen Merkmalen"
Nachbarschaft: Knapp 40 Prozent der Befragten wünschen sich mehr
Kontakt zu den Nachbarn. Dieser Wunsch erhöht sich erwartungsgemäß mit
steigendem Alter, ansonsten zeigen sich keine besonderen Unterschiede
differenziert nach demographischen Merkmalen.
Qualität der Wohnung: 92 Prozent der Befragten sind mit der
Wohnungsgröße, 86 Prozent mit der Ausstattung und 84 Prozent mit dem Zustand
der Wohnung „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“.
Bildet man einen Index aus diesen drei Variablen (Größe, Zustand,
Ausstattung), so sind es in der Summe ca. 7 Prozent der Befragten, die ihre
Wohnqualität als (eher) niedrig einstufen (vgl. Tabelle 1: Qualität der Wohnung als Indexberechnung).[2]
Tabelle 1: Qualität der Wohnung als Indexberechnung
N = 1035
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Häufigkeit
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Prozent
|
Gute
Wohnqualität
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879
|
83,5 %
|
Eher gute
Wohnqualität
|
98
|
9,3 %
|
Eher
niedrige Wohnqualität
|
56
|
5,3 %
|
Niedrige
Wohnqualität
|
20
|
1,9 %
|
Summe
|
1053
|
100 %
|
Die Personengruppe
„im Ruhestand“ schätzt dabei Ihre Wohnqualität besonders positiv ein. 90
Prozent dieser Befragten verorten sich im oberen Viertel „Gute Wohnqualität“.
Die Gruppe der Alleinerziehenden hingegen findet sich nur zu gut 60 Prozent in
diesem Segment wieder.
Zufriedenheit mit der Infrastruktur: Im Fragebogen wurde abgefragt, wie
zufrieden Sie mit der Ausstattung des Zollbergs in folgenden Kategorien (Tabelle
2: Unzufriedenheit mit (sozialer) Infrastruktur, Kumulierte Unzufriedenheit in
Prozent, berechnet mit Altersgewicht) sind. Die Kategorien wurden entsprechend
ihres Prozentanteils geordnet.
Tabelle 2: Unzufriedenheit mit (sozialer)
Infrastruktur, Kumulierte Unzufriedenheit in Prozent, berechnet mit
Altersgewicht[3]
Ausstattung hinsichtlich…
|
(sehr)
unzufrieden
|
Prozentanteil der Merkmalsausprägung
|
Keine Angabe
|
Verkehrsberuhigender Maßnahmen (N=940)
|
289
|
30,8 %
|
10,0 %
|
Ärzteversorgung
(N=983)
|
244
|
24,9 %
|
14,0 %
|
Spielplätzen
(N=917)
|
205
|
22,4 %
|
31,9 %
|
Einkaufsmöglichkeiten (N=1007)
|
150
|
15,0 %
|
1,7 %
|
Sportflächen (N=920)
|
110
|
12,0 %
|
30,7 %
|
Kinderbetreuung (N=907)
|
116
|
11,3 %
|
48,1 %
|
Verkehrsanbindung (N=993)
|
108
|
10,9 %
|
2,5 %
|
Schulen (N=915)
|
46
|
5,0 %
|
32,0 %
|
Pflegedienste
|
35
|
3,6 %
|
39,4 %
|
Die
verkehrsberuhigenden Maßnahmen, die Ärzte- und Spielplatzversorgung sind bei
den Befragten die Bereiche mit der höchsten Unzufriedenheit. Allerdings ist
beim letzten Punkt die hohe Zahl der Befragten zu beachten, die keine Angaben
machen wollten.
Differenzierung
Verkehrsberuhigung: Erwartungsgemäß sind bei den Haushalten die Familien mit
Kindern die unzufriedenste Gruppe, da sie dem Verkehr besondere Aufmerksamkeit
zollen. Ebenfalls deutlich unzufriedener als andere Gruppen sind hinsichtlich
der verkehrsberuhigenden Maßnahmen die Erwerbstätigen.
Bewertung der
Angebote im Stadtteil: Die Busverbindung Ost-West (vgl. Tabelle 3: Angebote im Stadtteil, Kumulierte Unzufriedenheit in Prozent,
berechnet mit Altersgewicht.) ist ein offensichtliches Anliegen, welches aus
Sicht der Befragten verbessert werden sollte. Die Zufriedenheit mit der
Sauberkeit und den Grün- und Erholungsflächen ist erwartungsgemäß hoch. Auf der
anderen Seite sind die geringen Raten der Unzufriedenheit hinsichtlich der
Einkaufsmöglichkeiten (der neue REWE-Markt ist zum Befragungszeitpunkt gerade
eröffnet worden), den Bildungseinrichtungen und den sozialen Einrichtungen
augenfällig.
Tabelle 3: Angebote im Stadtteil, Kumulierte
Unzufriedenheit in Prozent, berechnet mit Altersgewicht.
Zufriedenheit mit … (N = 1029)
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Abs. Angaben „(sehr) schlecht“
|
Prozentanteil der Merkmalsausprägung
|
Keine Angabe
|
Busverbindung
Ost-West
|
420
|
42,0%
|
24,8 %
|
Sauberkeit
|
297
|
28,9%
|
4,4 %
|
Grün- und
Erholungsflächen
|
187
|
18,2%
|
4,7%
|
Arbeitsmarkt
|
157
|
16,7%
|
31,6 %
|
Stadtverwaltung
|
135
|
14,1%
|
31,1%
|
Kulturelle
Angebote
|
113
|
11,9%
|
16,5%
|
Soziale
Einrichtungen
|
95
|
9,9%
|
33,5 %
|
Bildungseinrichtungen
|
85
|
9,1%
|
22,1%
|
Einkaufsmöglichkeiten
|
78
|
8,0 %
|
3,4 %
|
Engagement und
Bürgerbeteiligung
Von den Befragten
geben 73,3 % an, nicht ehrenamtlich engagiert zu sein. Schaut man sich diesen
Personenkreis etwas genauer an, so zeigt sich, dass ca. 15 % dies gerne ändern
und gerne ein Ehrenamt ausfüllen möchten. Wie zu erwarten sind diese Personen
tendenziell eher weiblich. Etwas überraschend ist allerdings, dass nur knapp
jede 10.te Person im Ruhestand Ehrenamtspotenzial ausweist, bei der Gruppe der
Erwerbstätigen ist es fast jeder 5.te.
Sicherheit
Auf dem Zollberg
fühlen sich die Befragten tagsüber mindestens sicher oder sehr sicher (Summe:
91 %). Für die Abendzeit verändert sich diese Einschätzung, es fühlen sich dann
nur noch 65 % der Befragten sicher oder sehr sicher. Der Anteil derjenigen, die
sich unsicher oder sehr unsicher fühlen beträgt 27 %, der Rest hat keine
Angaben gemacht. Als Orte der Unsicherheit werden Bushaltestellen,
Unterführungen, aber auch der Zollernplatz am häufigsten genannt. Das Thema
Beleuchtung der öffentlichen Wege wird ebenfalls erwähnt. Das
Unsicherheitsgefühl erscheint besonders ausgeprägt bei älteren Menschen und
Frauen.
Verbesserungsvorschläge der Befragten
In der Befragung
konnten die Teilnehmer ihre drei wichtigsten Verbesserungsvorschläge für Ihren
Stadtteil benennen. Davon wurde vielfältig Gebraucht gemacht, bspw. für den
Verkehr und den öffentlichen Raum (s. Tabelle 4 im Anhang). Aber auch in Bezug auf die
Infrastruktur haben die Befragten konkrete Vorschläge aufgezeigt (Drogerie,
Café, bessere Kinderspielplätze).
Erste Folgerungen aus der Bürgerbefragung
Engagementpotenziale nutzen: Bei der Weiterentwicklung des Stadtteils
und seiner sozialen Strukturen besteht ein gewisses Maß an ungenutztem
Engagement. Dies kann bei der weiteren Planung neuer oder der Vernetzung
bestehender Angebote berücksichtigt werden.
Gemeinwesen weiterentwickeln und
Nachbarschaftsorientierung verbessern: Die Gruppe der Alleinerziehenden ist bei dieser
Befragung mit einem besonderen Bedarf in verschiedenen Kategorien auffällig.
Diese Tatsache muss noch eingehender analysiert werden. Ein spezifisches
Angebot auf dem Zollberg wäre in der Folge zusammen mit den Initiativen vor Ort
denkbar. Dass 40% der befragten Zollberger sich mehr nachbarschaftlichen
Kontakt wünschen, bietet die Chance, hier aktivierend einzugreifen für eine
positive Gestaltung des Miteinanders auf dem Zollberg.
Bürgerbeteiligung steuern und begleiten: Die Beteiligung des Bürgerausschusses auf
dem Zollberg war von Anfang an sehr hoch, wesentliche Impulse für die Befragung
gingen auch von ihm aus. Deshalb soll die weitere Verwertung und Bearbeitung
möglicher Folgerungen in enger Zusammenarbeit mit dem Bürgerausschuss erfolgen.
Die Verwaltung wird diesen Prozess steuern und moderieren.
Das Interesse an
den Ergebnissen der Bürgerbefragung auf dem Zollberg war sowohl während als
auch nach der Erhebungsphase hoch. Deshalb ist eine baldmögliche öffentliche
Veranstaltung im Stadtteil geplant, um die Arbeit im Stadtteil weiter zu
entwickeln und die Bürgerschaft aktiv einzubinden.
Amtsleiter Dezernent
Anlagen: 1. Bevölkerungstatistik nach Alter und
Staatsangehörigkeit
2. Maßnahmenvorschläge zu
Verkehr und öffentlicher Raum